ARTIST STATEMENT
Meine Tätigkeiten als Künstlerin, Lehrende und Kuratorin verstehe ich als unterschiedliche Ausdrucksformen meines künstlerischen Handelns und Forschens. Sie sind geprägt durch eine konzeptionelle und experimentelle Arbeitsweise sowie die Suche nach relevanten Einsatzorten für künstlerische Interventionen und Zäsuren. Ziel dieser Handlungen ist, gesellschaftliche und technologische Entwicklungen zu beobachten, zu interpretieren, vorwegzunehmen, auf den Kopf und in Frage zu stellen. Das hierbei verwendete Verfahren der Umstülpung ist eine paradoxale Strategie, bei der etwas solange gedreht und gewendet wird, bis es neue, unerwartete Seiten von sich offenbart. Entscheidend hierbei ist, unterschiedliche Aspekte mit ihren eigenen Wertigkeiten gleichermaßen gelten lassen zu können - ein Durchspielen von (Un)Möglichkeiten ohne sich einer faktischen Wahrheit verpflichtet zu sehen. Das Aufrechterhalten eines produktiven Zweifels als Grundlage künstlerischer Auseinandersetzung ist ein Verfahren, das viele mögliche Antworten zulässt - ein fortwährender Blick-, Standort- und Perspektivwechsel, der eine stets neue, individuelle Positionierung verlangt.

Meine Arbeiten bewegen sich im Bereich räumlicher, inter- und transmedialer Kontexte. Hierzu zählen Interventionen und Inszenierungen in physischen und virtuellen Räumen, Kunst-am-Bau-Projekte und Luftschlösser, aber auch Konzepte, Vorträge, Verträge und Gesetze, Erzählungen, Hirngespinste und Gerüchte - Geschenke - Gedankenbilder. Die meisten Arbeiten sind komplex und selten abgegrenzt im Sinne von singulären, künstlerischen "Produkten". Sie sind prozesshaft und basieren maßgeblich auf kommunikativen Strukturen. Im Mittelpunkt steht der Entwurf von raumzeitlichen Szenarien und Gebilden sowie das Herstellen von Beziehungen, Visionen und gesellschaftlichen Konzeptionen. Gebilde meint nicht nur das mit Händen Geschaffene, sondern mediale Gebilde in jeder erdenklichen Form - alles, was in der Lage ist, Bilder zu erzeugen - Bildung. Der von mir hierfür verwendete Begriff MIND_SCULPTURING ist eine Strategie bei der mittels kleiner, kurzer Impulse komplexe Denkprozesse in Gang gesetzt werden, die einmal angestoßen, ein unkontrolllierbares Eigenleben führen. Diese Mikrointerventionen fungieren als Generatoren oder bildererzeugende Medien, die an individuellen Wertvorstellungen ansetzen und Imaginationen und Denkprozesse provozieren. Beim Versuch, Unmögliches zu denken und erfahrbar zu machen, ist lustvolles Scheitern selbstverständlich jederzeit gestattet und Teil des Plans. Hierfür gibt es keine Betrachter oder Besucher im herkömmlichen Sinne mehr, denn beide setzen ein distanziertes Verhältnis und eine Unterscheidbarkeit zu etwas voraus. Aus meinem künstlerischem Handeln resultieren eher Begegnungen mit Mitwirkenden und Kollaborateuren, die diese Impulse ignorieren oder sie weiterspinnen.

Zentrale Thematik sind Rahmenbedingungen und Randerscheinungen, die Abwesenheit von Etwas, das außerordentliche Phänomen des Dazwischens sowie geeignete Repräsentanten, die das Abwesende vertreten.
NICHTS ZU VERSTEHEN IST EINE DER GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN.