Während der Transmediale habe ich all diejenigen Tätigkeiten des Projektes MACHT GESCHENKE: DAS KAPITAL öffentlich ausgeübt, die normalerweise im Verborgenen stattfinden. Öffentliche Präsentation und private Arbeitssituation wurden eins. Ich habe, eingebettet in die Strukturen des Hauses der Kulturen der Welt, an einem kapitalen, repräsentativen TISCH inmitten des Geschehens meinen Arbeitsplatz eingerichtet, bat den Intendanten Dr. Bernd Scherer, seinen STUHL für mich zu räumen und übernahm für die Dauer einer Woche dessen Platz. Ich habe ihn mit meinen Tätigkeiten als Künstlerin "überschrieben" und danach materiell unversehrt und dennoch "überarbeitet" zurückgegeben.

Während der gesamten Öffnungszeiten gewährte ich bildhafte Einblicke in das Wesen des Geld- und Zahlungsverkehrs sowie das von Verwaltung und Bürokratie. Ich offenbarte Bankgeheimnisse, beleuchtete Hintergründe und antwortete auf das kapitalistische System mit kapitalistischen Strategien. In Form täglicher Mikrospenden arbeitete ich weiterhin den staatlichen Schuldenberg ab und nahm Einfluss auf unser aller Haushalt. Ich schrieb, zeichnete, berechnete, erzeugte Bilder, erfand Gleichnisse und dokumentierte die Resonanzen und Widerspiegelungen des Systems. Ich bildete, suchte und verschenkte Kapital (neu und gebraucht) und kommunizierte über Schuldverhältnisse, Werte, Mehrwert, Wertschätzung, Wertschöpfung und Geschenke.

Die BesucherInnen waren fester Bestandteil meiner Arbeit sowie der täglichen Transformationen: Sie wurden zu BeobachterInnen, MitwisserInnen, GesprächspartnerInnen, InformantInnen und unabhängig handelnden AkteurInnen. Ich habe Kontakte geknüpft und Beziehungen aufgebaut, bei gegenseitiger Wertschätzung kam es zu unerwarteten Geschenken in beide Richtungen: MACHT GESCHENKE: THE MAKING OF CAPITAL.

Am 04.02.2011 durchstreifte ich etwa 3 Stunden lang die nahegelegenen LIEGENSCHAFTEN DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES, u.a. das Kurt-Löbe-Haus, das Reichstagsgebäude, den Tunnel, die Abgeordneten-Lobby, den Andachtsraum sowie das Jacob-Kaiser-Haus. Bei meinem Besuch Nr. 03 legte ich an verschiedenen Stellen 1-Cent-Stücke aus und brachte in Umlauf, was zuvor AusstellungsbesucherInnen als Geschenk auf die Waagschale legten.

Alle in diesem Zusammenhang wesentlichen Handlungen wurden dokumentiert und Bestandteil eines digitalen Bilderrahmens: MACHT GESCHENKE: THE MAKING OF CAPITAL [Transmediale 11 | 01.02. - 06.02.2011 | HKW]